Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..

Freitag, 27. September 2013

Trauriger Nachtrag

Eben erreicht uns die erschütternde Nachricht,
dass er es nicht geschafft hat. :(

Seine Eltern sind mit ihm auf dem Rückweg nach Hai Phong
um die Totenfeier auszurichten..

Möge deine Familie stark sein kleiner Mann.
Wir beten dafür dass du deinen Frieden findest und deine
noch so unschuldige Seele bald erlöst ist.

Nam Mo A Di Da Phat!
Mong em duoc sieu thoat Charlie...!

Warum? :(

Zwischen Leben und Tod

Heute ein ungewohnt ernster Beitrag ohne Witz und Ironie,
denn wir sitzen hier und warten auf die alles entscheidende
Nachricht, die über Leben und Tod entscheidet.

Über Leben und Tod eines 4. Klaesslers, ganze 10 Jahre jung.
Nach deutschem Alter gerechnet sogar erst 9.
Es ist der Sohn einer engen Bekannten, der ich mind. einmal
zu verdanken habe, dass ich überhaupt noch hier bin.

Gestern Morgen noch quietsch-lebendig - liegt er aktuell auf
der Intensivstation einer Hanoier Klinik wo alles darauf wartet,
dass sein Puls stark genug wird um die lebensrettende OP zu
erhalten.

Die Familie bereitet sich auf das schlimmste vor..
Charlies Tod.

Es gab weder einen grossen Unfall noch lange Krankheit im
Vorfeld und Donnerstagmorgen ging er noch zur Schule wie
jeden Tag. Was dann geschah wird wohl ein Raetsel bleiben.
Scheinbar bat er die Lehrerin darum ihn vom Frühsport auf
dem Schulhof zu befreien weil er sich angeblich nicht ganz
wohl fühlte.

Laut seiner Lehrkraft blieben er und einige Klassenkammeraden
daraufhin allein im Klassenzimmer zurück, waehrend sich die
anderen Kinder nach unten zur Morgengymnastik begaben.
Anschliessend muss er -der Aussage seiner Mitschüler zufolge-
sich übergeben haben und bewusstlos zusammengebrochen sein,
nachdem ein Stuhl auf dem er saß entzwei-brach und er
deshalb zu Boden stürzte.


Ob diese Version richtig ist, wird wohl im dunkeln bleiben,
denn mit Sicherheit wird weder die Schule-, noch eine der
Familien seiner Freunde Verantwortung für dieses tragische
Unglück übernehmen wollen, denn in Viet Nam hiesse das
neben der blossen Schuldbekenntnis auch eine Übernahme der
Kosten -in einem der schlimmsten Faelle (naemlich einer
bleibenden Schaedigung des Gehirns -also einer Behinderung)
ein Leben lang!

In Charlies Kopf hat sich naemlich eine innere Blutung gebildet.
Ein Blutgerinsel, dass auf das Hirn drückt und aktuell ist sein
Puls so schwach, dass die Aerzte eine Operation zur Absaugung
des Blutes aus dem Kopf ablehnen.

Nachdem Charlie bewusstlos geworden war und man erkannte,
dass es ernst um ihn zu stehen schien, alamierte die Schule seine
Eltern und fuhr ihn mit dem Taxi umgehend in ein nahegelegenes
Krankenhaus.
-Leider dem mitunter schlechtesten in Hai Phong.
Dort angekommen übergab man Charlie -nach Entrichtung der
"Beschleunigungsgelder" und anschliessenden, ersten
Untersuchungen- mit den Worten: "man könne hier nichts mehr
für ihn tun und übergaebe ihn deshalb wieder seiner Familie!"
wieder seinen Eltern und ließ diese dann so stehen!

Das ist das schlimmste was ich je in meinem Leben gehört
habe, auch wenn ich eigentlich ja weiss, wie der Hase laeuft.
Etwas so grausames -ein sterbendes, jedoch lang noch nicht
totes Kind- seinen hilflosen Eltern zurückzugeben, erschüttert
mich jedoch trotzdem zutiefst.

Allerdings kann man hier nicht allein die Seite der Aerzte
anklagen, auch wenn man sicherlich dazu neigt.
Deren Verhalten kommt jedoch nicht von ungefaehr sondern
ist das Ergebnis vieler unglücklicher Zwischenfaelle, in denen
verzweifelte Angehörige ihre ganze Trauer, Wut und die
Suche nach einem Schuldigen gegen den behandelnden Arzt
gerichtet- und diesen teilweise sogar geschlagen- oder ihn
bedroht haben..

Die Angst von trauernden Familienmitgliedern zur
Verantwortung für den Tod von irgendjemanden gezogen zu
werden sitzt nun beim Krankenhauspersonal so tief, dass sich
gestern im Fall von Charlie sogar geweigert wurde, einen
Krankenwagen zur Verfügung zu stellen, der Charlie in eine
Klinik nach Ha Noi haette bringen sollen -geschweige denn
sich ein Arzt bereiterklaert haette zumindest im Wagen der
Eltern von Charlie mitzufahren, um zur Not zur Stelle zu sein,
sollte sich waehrend der mehrstündigen Fahrt etwas ereignen.

Erst nach einem schier endlosen Streitgespraech. waehrend
dessen wertvolle Zeit verstrich und nachdem Charlies
Familie damit drohte die halbe Station kurz und klein zu
schlagen erbarmte sich endlich doch noch einer der Aerzte
Charlie und seine Eltern zu begleiten.

Kaum in der Notaufnahme der Hanoier Klinik angekommen
machte sich dieser allerdings umgehend aus dem Staub.

Jetzt liegt Charlie dort auf der Intensivstation und ringt mit
dem Tod..

Lasst uns bitte für ihn beten! Er hat doch das ganze Leben
noch vor sich..

Nam mo a di da phat