Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..

Donnerstag, 13. September 2012

Treibjagd

[Ersteinmal vorweg: Mach dir bitte keine allzu grossen Sorgen, wenn du das hier liest meine liebe, süsse Prinzessin. Wir wissen jetzt ja definitiv bescheid und werden deshalb natürlich nun verstärkt auf King Kongs und unsere Sicherheit achten. Ich bespreche das aber auch noch in Ruhe mit dir. Hab dich soooo sooo lieb mein Engel! Mach dir keinen Kopf wegen der Sache.]

Diejenigen von euch, die mich vielleicht durch das Forum oder von privat her etwas besser kennen, wissen sicherlich auch, dass ich regelmässig auch nachts nochmal eine Runde drehe.

Dabei habe ich mich stets sicher gefühlt und tatsächlich gab es in den vorangegangenen zwei Jahren nicht ein einziges Mal auch nur den geringsten Anlass dazu, sich Sorgen machen- oder gar echte Angst haben zu müssen.

Das hat sich seit der Nacht- oder genauer gesagt in der Nacht von Mikas verschwinden vor einigen Tagen (von dem ich euch am Sonntag im Blog berichtet hatte), nun schlagartig geändert.

Um die Zusammenhänge besser verstehen zu können, rate ich euch, euch zunächst einmal diese Geschichte durchzulesen, falls ihr sie noch nicht kennt und erst dann hier fortzufahren.
Unter "Ein schwarzer Tag" könnt ihr das nochmal nachlesen.

Wie sich zwischenzeitlich herausgestellt hat, war so einiges bezüglich dieser verhängnisvollen Nacht falsch von mir interpretiert worden.
So gab es scheinbar den von mir beschriebenen "Suchtrupp" niemals.
Fälschlicherweise hatte ich das angenommen, nachdem ich gehört hatte, dass nach dem Hund gesucht worden war.

Zwar war nach ihr gesucht worden, das allerdings nur von unserem Nachbarn selbst, der lediglich von einem einzelnen Freund begleitet wurde und das Ganze zudem auch noch zu einem völlig anderen Zeitpunkt, als der, zu dem ich die vermeintlichen "Helfer" der Suche draussen angetroffen habe.

Kurzum: Das Augenmerk dass diese Typen auf die Strasse gerichtet hatten, galt allem Anschein nach wohl doch King Kong und mir.
Der Gedanke, dass Mika unter Umständen nur deshalb diesen Kerlen in die Arme laufen konnte, weil diese gekommen waren um eigentlich uns zu suchen, bricht mir das Herz.
Ich werde seitdem das schreckliche Gefühl nicht mehr los, irgendwie Schuld an ihrem Tod zu sein.

Sicher fragt ihr euch, wie ich darauf komme, dass dieser Haufen Halbstarker hinter uns her war.
Bislang wisst ihr ja bloß, dass es sich nicht um Freunde oder Bekannte meines Nachbarn handelte.

Es gibt eine kleine Vorgeschichte zu den ganzen Ereignissen vom Samstag und seither auch weitere, Besorgnis erregende Zwischenfälle, die mich und anh Tung zu diesem Schluss kommen lassen.

An dieser folgenschweren Nacht vor 4 Tagen, war ich wie üblich im Viertel an den Bahngleisen.
King Kong spielte mit einer Freundin (dem "Erdferkel" wie sie liebevoll von mir getauft wurde und die im letzten Sommer rund 2 Monate zum "decken" bei uns verbracht hatte) und ich unterhielt mich unterdessen mit ihrem Besitzer.
Kurz darauf kam ein mir bisweilen unbekannter und auf mich äusserst unsympathischer wirkender Bursche hinzu, der obendrein dem Anschein nach auch noch ein Junkie war.

(Anh Tung warnt mich stets vor ihnen, denn die haben in der Regel keinen müden Dong in der Tasche, sind häufig bereits an HIV erkrankt und habe im Grunde genommen meist nichts mehr zu verlieren.
Nicht selten sind es eben diese Drogensüchtigen, vor denen sich die Hundebesitzer hier in Acht nehmen müssen.
Neben den "gewöhnlichen" Hundefängern -die für die Hunderestaurants arbeiten- sind sie es, die skrupellos die Halter der Tiere überfallen und deren Hunde rauben um sie im Anschluss für ein paar Zehntausender -einem Gegenwert von ein paar Euro- zu verschachern, womit sie sich den nächsten Schuss finanzieren.
Aber auch die Halbwüchsigen in den Internetcafes sind in unserer Stadt nicht zu unterschätzen.
Auch die sind schnell mal zu kriminellen Handlungen bereit, wenn dass Geld nicht mehr ausreicht, um davon ihre Internet-bzw Spielesucht zu bezahlen.)

Jedenfalls zeigte dieser Typ sofort reges Interesse an King Kong und holte sich jede Menge Auskünfte über uns ein, die ihm der Besitzer des Erdferkels -dieser Held!- auch bereitwillig gab.
Mehr noch, denn um dem noch eines draufzusetzen, musste er ausserdem mit besonders grossen Eifer Kund tun, wie aussergewöhnlich intelligent- und vor allem WERTVOLL King Kong doch wäre.
Er rechnete ihm vor, wieviele Millionen man für King Kong mit Sicherheit bekommen würde und deklarierte weiter, wie sehr er auf Nachwuchs von King Kong aus sei, da diese sich bestimmt ebenfalls zu einem spitzen Preis verkaufen liessen.

Meinen Blick, der ihm bedeuten sollte still zu sein, sah er nicht und lieferte deshalb auch noch auf die Frage, wo ich wohnen würde eine mehr als präzise Antwort.
Ich war (den gierigen Blick des vermutlichen Junkies im Auge) alles andere als begeistert von diesem über ausführlichen Redeschwall anh Anh`s (der Name von Erdferkels Herrchen).

Da sich die beiden aber zumindest flüchtig zu kennen schienen, dachte ich mir nicht zu viel dabei.
Ein grober Fehler, der vermutlich Mika das Leben gekostet- und King Kong und mich anscheinend zumindest bereits in Gefahr gebracht hat. :/

Noch keinen wirklichen Verdacht schöpfend ging ich kurz darauf weiter, doch nur wenige Zeit später ereigneten sich dann bereits die ersten seltsamen Zwischenfälle, wie dieser Kerl auf dem Motorrad, der mir in zwei verschiedenen Einfahrten auf meinem Weg begegnete und mich mit regungslosen Blick anstarrte, oder der, der an mir vorüberfuhr, wendete um dann erneut an mir vorbeizufahren.

Weder diese beiden, noch die zwei vollbesetzten Motorräder, die aus unserer Einfahrt kamen, oder die jenigen, die gerade mal eine knappe Minute nach mir in unsere Gasse kamen (übrigens eine Sackgasse mit nur wenigen Häusern und man sich demnach untereinander kennt), an unserem Haus vorüberfuhren und im Anschluss sofort wieder verschwanden, waren jemals von irgendeinem "Suchtrupp" für Mika gewesen.

Leider waren es scheinbar aber sie, die Mika fanden..
Sie war ja in dem Moment, als ich das Türschloss öffnete am Eingang unserer schmalen Strasse.
Sicher lief sie nicht hinein, weil sie mich stehen sah und Angst hatte.
Wäre ich nicht dort gestanden, wäre sich bestimmt hereingekommen und hätte eben so lange vor der Tür gewinselt, bis mein Nachbar auf sie aufmerksam geworden wäre und sie reingelassen hätte.
So war sie aber vielleicht genau in dem Augenblick hier, als diese Kerle auf der Suche nach uns hineinfuhren und sie mitnahmen?!

Ich weiss es nicht genau, aber ich fürchte, dass es womöglich so gewesen sein könnte und das macht mir zugegeben ganz schön zu schaffen.. :(

Ich wollte zwar eigentlich ab da künftig nicht mehr zu spät noch mit King Kong spazieren gehen,  aber am folgenden Abend ergab es sich erneut, dass wir erst zu ein wenig vorgerrückterer Stunde aufbrachen.
Ich hatte auch noch nicht wirklich ein ungutes Gefühl, weil ich davon ausgegangen war, dasss es sich beim Grossteil der Leute um Freunde meines Nachbarn hielt.

Das ich auch an diesem Tag, vermeintlich- verdächtige Beobachtungen machte, verschwieg ich meinem Mann lieber, denn der war nun mehr als dagegen, dass ich meine Runden regelmässig auf Stunden verlagere, in denen Menschen mit normalen Arbeitszeiten längst im Bett liegen.
Vor mir selbst tat ich das langsam aber sicher aufkommende, Gespür dafür, dass etwas nicht so ist wie es sein soll, als "Gespenster" ab, die ich wegen der Sache mit der Hündin unseres Nachbarn sah.
Ich wusste ja nach wie vor nicht, dass nicht ein einziger Vorfall mit ihr in Verbindung stand.


(-Die grüne Linie ist die Route, die King Kong und ich für gewöhnlich einschlagen. Sie beginnt in der Nähe der Kirche, geht die To Hieu Strasse nach links, führt dann nach recht oben über die Me Linh Strasse in das Viertel der Bahngleise und von dort aus nach recht die Cau Dat Strasse hinunter an die Kreuzung, wo wir nach rechts, erneut ein kleines Stück die To Hieu Strasse entlanglaufen um dann kurz darauf nach Links in die Hang Kenh Strasse abbiegen. Die laufen wir normalerweise dann eine Weile entlang, bis zu einem Verkaufsstand, an dem wir wieder umdrehen und die gleiche Strasse zurücklaufen, bis wir an den Markt kommen, von dem aus wir dann zum Sen See kommen, die Ho Sen Strasse rechts nach oben laufen und nach rechts über die To Hieu Strasse zurück nach Hause kehren.
-Die rote Markierung, zeigt die Strecke, die King Kong dann ab Mikas Verschwinden plötzlich gewählt hat. Kartenquelle: http://vietnamtravels.vn)

Dadurch, dass wir eine festgelegte Route haben die wir ablaufen, kennt King Kong den Weg und ist in der Regel einen Schritt voraus. Er läuft automatisch in die jeweiligen Strassenzüge, die ich als nächstes ansteuern würde. Sonntag Nacht, machte er eine Ausnahme. Die einzig ernsthaft leere Strasse -der Markt-, wollte er auch diesmal nicht ansteuern. Ich konnte ihn mit Mühe zwar noch einige Meter hineinlocken, aber er blieb immer wieder stehen und legte die Ohren an..-zumal er sowieso schon hinter mir lief und nicht wie sonst bereits munter und fröhlich vorraus.
Ich schob das eher auf die Tatsache das er wusste, dass am Ende des Marktes eine seiner Freundinnen, sein übriggebliebenes Essen von mir bekommen würde, was ihm gar nicht in den Kram passte.
Er ist ein kleiner Futterneider und ich redete mir ein, dass dies der Grund für seine Weigerung wäre.
Ich dachte mir aber, dass er schon wissen würde, was oder warum er das tat und fragte mich insgeheim allerdings dann doch, ob er nicht vielleicht spürte, dass irgendwas nicht so ganz stimmte.
Ich zwang ihn demnach nicht weiter und folgte statt dessen seinem neu gewählten Weg auf der belebteren Strasse.

Nach einer weiteren Nacht, konnte ich mir allerdings nicht weiter vormachen, dass die "Mitternachtsrunden", die ich so gerne habe, künftig noch zu verantworten sind.
Wie die beiden Nächte zuvor, hatte ich hin und wieder den Eindruck, dass ich unter Beobachtung stehen würde.
Immer wieder fuhren Motorräder mit Jungs an mir vorbei, die mich anstarrten.
Das kommt für gewöhnlich aber schon mal vor, da ich mit meinem Erscheinungsbild (Blonde Haare, blaue Augen, lange Nase) ja nun doch ab und an für Erstauenen sorge.
Mir war aber unerklärlicherweise klar, dass das nicht diese Art von Blicken war.
Das waren keine Blicke der Überraschung. Sie waren sehr gezielt und allesamt aus versteinerten und verschlossenen Mienen heraus.

Irgendwie war mir ab da eindeutig bewusst, dass hier was am laufen war.
Die seltsamen Vorkommnisse dieses und der vorangegangenen Tage, waren keine Zufälle, dessen war ich mir mit einem Schlag sicher und nach wenigen Minuten sollte sich das durch die Dummheit meiner Verfolger bestätigen.
Als ich in die Nähe eines Internetcafes kam, dass etwa auf halben Wege liegt, sah ein Trupp von etwa 4-5 "Mann" gerade auf und schickte sich dann, auf ihre Motorräder zu steigen und langsam an mir vorüberzufahren.

Während dem Vorbeifahren, meinte einer der Jungs auf dem Sozius: "Und, wie nun?!"
Der Vordermann antwortete: "Warte, sie wird gleich zurückkommen und dann schnappen wir sie uns in der Marktstrasse.."

"Aaachso! Na dann viel Spass beim warten Jungs!" dachte ich mir.
Ich rief anh Tung an, der ausser sich war vor Angst und Sorge und sich sofort auf den Weg zu mir machte, wofür ich ihm sehr dankbar bin, denn immerhin muss er morgens gegen 6 Uhr raus um Bi zur Schule zu bringen und dann im Anschluss selbst los muss zur Arbeit.

Am nächsten Abend wurde es ungeplanterweise noch ein weiteres Mal fast Mitternacht, als ich mit King Kong aufbrach. Anh Tung schimpfte und tobte, aber nichts half.
Ich kann unheimlich stur sein. Es lag nicht in meiner Absicht, nochmals das Glück herauszufordern, aber ich wollte auch nicht einsehen, dass anh Tung recht damit haben könnte, dass mir vermutlich niemand helfen würde, falls tatsächlich etwas geschehen sollte und das die vereinzelten Verkaufsstände mir im Fall der Fälle keinen Schutz böten, da diese oftmals Angst vor Repressalien haben, wenn sie sich in solche Angelegenheiten einmischen.

Ich versuchte damit zu beschwichtigen, dass die Kerle jawohl schon längst zugeschlagen hätten, wenn sie nicht die Anwesenheit weiterer Personen fürchten würden.
Ich wollte mich nicht beschneiden und einschüchtern lassen.

Mein armer Mann war machtlos und das letzte was er tun konnte, war mir das Versprechen abzunehmen, mich stets in der Nähe von anderen aufzuhalten, ja keinen Fuss in Richtung Markt zu setzen, mein Messer und eine Metallstange mitzunehmen -die er irgendwo im Haus für mich aufstöberte- und ihn unverzüglich anzurufen, sobald ich auch nur den leistesten Verdacht hätte, dass irgendwas nicht ganz normal wäre.

Er war wirklich wütend über meine ausserordentliche Stur-und Dummheit und liess mich nur unter grösstem Widerstand ziehen.

Es sah allerdings ganz danach aus, dass der Spuk vorüber war.
Weit und breit keine Spur von irgendwelchen zwielichtigen Gestalten,..bis-...ja bis kurz vor Ende unseres Rundganges. Ich befand mich kurz vor der Kreuzung hinaus auf die grosse Hauptstrasse, in deren Seitenarm auch unser Haus liegt.
Während King Kong gerade nichts-ahnend mit einer Freundin (der Chihuahuahündin eines Nachtwächters) die Gegend um mich herum unter die Lupe nahm.
Ich blickte auf und sah auf der gegenüberliegenden Strassenseite, vor einem kleinen Hotel der Hauptstrasse zwei Typen stehen, die verdächtig in meine Richtung starrten.

Einer trug eine Kappe ins Gesicht gezogen und lehnte an einer Hausmauer und der andere ging sichtlich nervös immer wieder auf und ab.
Letzterer sah ziemlich heruntergekommen und verwahrlost aus. Er hatte ungekämmtes Haar, eine abgeschnittene, ausgefranste und verdreckte Hose, ein ebenso verdrecktes, altes T-Shirt, lief soweit ich mich erinnere sogar barfuss oder hatte zumindest total durchgelatschte Schuhe an und war auch sonst schon schier schwarz vor Dreck.


(-Der blaue Punkt auf der Karte zeigt, wo ich mich befand. Die beiden grünen stellen die ursprüngliche Position meiner "Verfolger" dar. Die dünnen blauen-u.grünen Linien veranschaulichen, in welche Richtung wir uns gleichzeitig bewegten, als ich aus der Hang Kenh Strasse in die To Hieu Strasse trat.
-Die beiden orangefarbenen Punkte markieren die beiden Einfahrten auf meiner Strecke, von denen aus der Typ am Tag zuvor beobachtet hatte.
-Der graue Punkt ist das Internetcafe, aus dem die Gruppe von 3od.4 Leuten kam, die mich später in der Cho Con Strasse abpassen wollten. Kartenquelle: http://vietnamtravels.vn)

Wir hielten uns mindestens eine viertel Stunde dort auf, in der ich mehrmals unauffälig -was man von ihnen beim besten Willen nicht behaupten kann- einen Blick zu den Jungs warf.
Sie behielten mich die ganze Zeit über offensichtlich im Auge.
Als King Kongs Freundin schliesslich von ihrem Besitzer zu sich gerufen wurde, gingen auch wir weiter und just in dem Moment, in dem wir die letzten Meter zur Kreuzung zurücklegten, setzten sich auch die beiden Gestalten in Bewegung.
Die extreme Offensichtlichkeit und Auffälligkeit ihrer Handlungen verlieh der Situation etwas dermaßen groteskes, dass ich beinahe über den Ernst der Lage hinweg angefangen hätte zu lachen.

Nachdem das Hotel noch geöffnet war und auch ein Angestellter auf einen, vor dessen Eingang abgestellten Wagen Acht gab, fühlte ich mich relativ sicher.

Einer der beiden stieg auf sein Motorrad, sprach kurz etwas in sein Telefon und fuhr als ich die Kreuzung erreichte langsam an. Selbstverständlich nicht, ohne mich dabei eingehend zu Mustern und nach einigen Metern nochmal den Kopf nach mir umzudrehen.
Der andere überquerte die Strasse in sichtlich abgestimmten Tempo, um genau einige, wenige Schritte hinter mir auf meiner Seite anzukommen.

Ich konnte mir nicht verkneiffen, mir zu denken, wie unglaublich dämlich man sich doch anstellen konnte.
Da mehr als deutlich zu erkennen war, was hier gerade gespielt wurde, schützte ich lautstark die Idee vor, dass King Kong ja noch schnell die -ebenso mit ihm befreundete- Spitz-"Dame" des schräg gegenüberliegenden Hotels besuchen könne.

Ich rief dem Angestellten -den ich flüchtig kannte- zu: "Em ah, co con bong o day khong?" (Kleiner Bruder, ist "die Kugel" -so heisst der Hund- da?" und sagte nebenbei ebenfalls so laut zu King Kong, dass der hinter mir es mit Bestimmtheit hören konnte: "Cho em di tham con bong mot ty, nha?!" (Ich lasse dich die "Kugel" ein bisschen besuchen, einverstanden?!), während ich die Strassenseite wechselte.

Sichtlich verwirrt und scheins unschlüssig, was er jetzt tun sollte, blieb der "Dreckspatz" zurück.
Ich lachte mir ins Fäustchen, rief anh Tung an und bat ihn unverzüglich herzukommen.
Wissend, dass Tung sich sofort auf den Weg machen würde und in spätestens 1-2 Minuten Minuten bei uns sein würde, liess ich King Kong den Heimweg antreten.
Bei diesem Versuch jedoch auf der Seite des Hotels.

Kaum hatten wir die ersten Schritte getan, erwachte auch der "Schmutzfink" aus seiner Starre und setzte langsam einen Schritt vor den anderen. Stets darauf bedacht, maximal ein Stückchen vorraus zu sein.
Liess ich mich zurückfallen, verlangsamte er seinen Tempo oder blieb gar kurzfristig ganz stehen.
Dann traf aber auch schon Tung ein, was dem Vogel augenscheinlich vollends den Rest an Verwirrung gab.
Der war echt total fertig.

Tung fuhr gemächlich neben uns her und ich war heilfroh, dass er da war um uns zu beschützen, denn den Weg hier hätte ich nicht umgehen können, da es nur dieser zu unserem Haus führt.

Jetzt, wo Tung bei uns war, vergrösserte das schmuddelige "Etwas" schräg hinter uns seinen Abstand und war bald nurnoch schwer zu erkennen. Ich dankte anh Tung und dieser hielt mir eine Standpauke, die sich gewaschen hatte. Mir blieb nichts anderes übrig als endlich einzusehen, dass er vollkommen Recht hatte und ich äusserst fahrlässig meine eigene und vor allem aus meinem Egoismus heraus besonders King Kongs Sicherheit aufs Spiel setzte, da sie es ja nicht auf mich, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach auf ihn abgesehen hatten.

Wir waren eben erst ins Haus getreten, als ich ein Motorrad in unseren Gang fahren hörte.
Nach dem unseren, befinden sich lediglich noch 4 weitere vor dem Ende der Sackgasse, die ausschliesslich von älteren Leuten bewohnt werden, von denen zu solch vorgerrückter Stunde niemand mehr nach Hause kommt.
Darum wusste ich auch gleich, dass es nur Kumpane unseres Verfolgers sein konnte, als das Motorengeräusch an unserer Haustür vorüberzog.
-Und tatsächlich vernahm ich, wie das Motorrad anschliessend wendete.

Ich machte meinen Mann darauf aufmerksam, der zur Tür eilte um zu sehen, wer da draussen war.
Im selben Augenblick, in dem anh Tung die Tür öffnete, raste das Motorrad an uns vorbei und wahrhaftig:
Es war niemand anderes, als der Typ mit der Kappe.

"Er kam um zu sehen, wo wir wohnen. Jetzt wissen sie es." bemerkte anh Tung stumpf.
"Das wissen sie lange." gab ich zurück und erzählte meinem Mann von allen Ereignissen der letzten Tage und wie alles seinen Lauf genommen hatte.

Über zwei Jahre konnte ich die Ruhe und den Frieden des nächtlichen Hai Phongs geniessen und in aller Seelenruhe mit King Kong meine Runden ziehen und die anderen "Nachtschwärmer" treffen.
Damit ist nun wohl definitiv Schluss.

Wir wissen nun mit Sicherheit, dass man es auf King Kong abgesehen hat und hinter uns her ist.
Sie werden auf eine günstige Gelegenheit warten um zuzuschlagen.
Jetzt ist es an mir, ihnen diese Gelegenheit nicht zu bieten..