Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..

Sonntag, 13. Mai 2012

Plötzlich war ich Mama

In der Regel hat man ja zunächst einmal knapp 10 Monate Zeit um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass man künftig Verantwortung für ein kleines Leben übernimmt.
Mit der Geburt und der Zeit hinterher hat man dann zusätzlich nochmal Gelegenheit, in seine neue Rolle hinein zu wachsen.

Noch als Tante der total winzigen Bi (re) bei meinem ersten Besuch in Vietnam
Bei mir war das ein wenig anders...

Tante? Papas Freundin? Neue Mama? Viele Fragen für eine 5-jährige
 Denn mein Steppke war sozusagen bei der Geburt bereits fast 5 Jahre alt, etwas über einen Meter lang und auch mehrere Zehn-Kilogramm schwer.
Somit war die "Geburt" für mich natürlich etwas komplizierter, als üblich.   Winken


(Ein Zusammenschnitt von Bi in verschiedenen Kostümen beim Tanzen ab Winter 07 knapp ein Jahr, nachdem ihre Mutter die Kleine verlassen hatte u.einen knappen Monat, nachdem ich das 1.Mal in ihr Leben trat)

Meine kleine Maus ist nämlich eigentlich gar nicht wirklich "meine" kleine Maus, sondern die kleine Maus einer anderen Frau. Der Ex-Frau meines Mannes und gleichzeitig die Cousine und gerade-Ehefrau meiner ersten, grossen Liebe und nun ebenfalls Exfreund.

Klingt verworren....: und ist es auch!  Sehr glücklich

Beim Malen mit der kl.Zwetschge Nov.07
Den Grossteil der genauen Einzelheiten und Umstände könnt ihr derzeit ja bereits in "Meine(r) Geschichte" (zum lesen bitte einfach auf das "Meine(r) Geschichte" von eben klicken - die Verlinkung führt euch in einem neuen Fenster direkt zur ganzen Story) nachlesen.
Dort habe ich vor einigen Wochen auch einen selbst-gekritzelten Stammbaum gepostet, um euch ein bisschen besser zu veranschaulichen, wer da was mit wem und wie und warum überhapt das ganze so ist, wie es derzeit ist..  Winken
(Ausserdem könnt ihr dort jede Menge schöner Bilder von unserem Kennenlernen- und bald bis hin zu meiner Auswanderung nach Vietnam ansehen)

Immernoch ein totals Stummelchen (Bi u.ich im April 08)
Damals, als ich Bi gerade kennen gelernt hatte, wurde ich ihr von den Erwachsenen noch als Freundin ihres leiblichen Onkels - demanch also als ihre Tante vorgestellt.
Ich glaube es war nicht schlecht verwunderlich für sie, als ich dann mit einem Schlag von ihrer Tante - zur neuen Frau an der Seite ihres Papas wurde.


(Meine 3 Lieben: Tung, Bi und King Kong beim herumalbern. Hat für mich was von den Bremer-Stadtmusikanten. :) Am geilsten finde ich Bi`s dauer-Lache kurz vor Schluss. Aufgenommen wurde es glaube ich letzten od.vorletzten Sommer)

Zu der Zeit war ihre "echte" Mutter wohl bereits seit rund einem Jahr im Ausland.
Sie muss so Ende 3-Anfang 4 gewesen sein, als diese -die noch total winzige Hân und ihre Familie- (aus für mich nicht nachvollziehbaren, minderen Beweggründen für so eine schwerwiegende Entscheidung) verliess.

Glücklich mit der neuen Stiefmama (Juli-Aug.08)
Mit den kurzen Stummelbeinchen, der Stupsnase, dem Babygesicht und ihren grossen, runden, traurigen  Kulleraugen (daher auch der Rufname "Bi" was u.a. soviel wie Murmel bedeutet), fiel es mir aber Gott sei Dank nicht im geringsten schwer, die Kurze sofort tief in mein Herz zu schliessen.
Glücklicherweise mochte sie mich auch von Anfang an sehr.

Der Tag an dem ich eine ganze Familie heiratete 11.07.08
Dieses Glück hatten z.B. auch meine Mama (Bi`s Stiefoma) und mein ein Jahr-älterer Bruder Daniel (nun ihr Onkel), die sie umgehend mit den liebevollen Namen "Omai" od. "Omman" und "Chú Tèo" (heisst etwa der nette, freundliche Onkel) versehen hatte.

Letztes Hochzeitspic für heute: Hân u.ich Aug.08
Das solch ein intensives Gefühl von Zugehörigkeit und Akzeptanz von Anfang an so ohne weiteres vorhanden war, ist tatsächlich ein Glücksfall gewesen, denn eigentlich ist Bi in ihrem Urteil sehr streng, entschlossen und kritisch.
Wenn sie jemanden nicht mag, dann mag sie ihn nicht und wird ihn auch in der Regel nicht mehr mögen.
Aus, Ende, Amen, Punkt. Das wars dann für den od.die jenige(n). Da hilft auch kein nachträgliches "einschleimen" mehr.
Dem "neuen" Lebensgefährten (naja "neu"..die sind sicher auch schon gute 4 Jahre zusammen) ihrer Mutter erging es so. Ein -im Grunde- tiefguter Mensch was ich so über ihn höre, aber sie kann ihn halt nicht - oder "will" ihn auch einfach nicht leiden können, wenn man so will.
Der kommt auf jedenfalls auf keinen grünen Zweig mehr mit ihr, der Arme.   Auf den Arm nehmen


(Auf diesem 2.Clip ebenfalls aus dem Winter 07, lässt zwar sowohl bei der Kamerafrau-Bi`s Oma-, die mehr Wohnung als Bi filmt, als auch bei Bi -die mehr in den Fernseh kuckt als auf ihre Füsse, die Konzentration etwas nach ;) aber dafür ist es nicht minder sehenswert und ab etwa 3/4 gibts die kleine im Bauchtänzerinnen-Alibaba Kostüm auf etwas tapsigen Beinchen :) total süss)

Zwar hatten Bi und ich im vorletzten Jahr, -kurz bevor und kurz nachdem ihre Mutter sie das allererste Mal seit ihrem Weggang (ich glaube das war ca Anfang 2007) für wenige Wochen besucht hatte, wobei sie sich wohl grösste Mühe gegeben hatte, mich bei meiner Stieftochter in ein äusserst bescheidenes Licht zu rücken- eine Zeit lang einige Diskrepanzen, aber die sind Gott sei Dank inzwischen ausgestanden.
Seitens ihrer Mutter kamen scheinbar Sprüche wie: "Die will dir nur den Papa wegnehmen", "Wegen ihr können wir keine normale Familie sein" usw.

Im Vuon-Tre-con dem Kindervergnügungspark aus meiner Pendelzeit zw.VN u.D, Sommer 08
 Richtig ordentlich, haarsträubende und völlig den Haaren herbeigezogene Sprüche die einzig dem Zweck dienten, Zwietracht zu säen und einen Keil zwischen mich und unsere Kurze zu treiben.
Das Han da blöd zu mir war, ist für mich aber nachvollziehbar, auch wenn es selbstverständlich nicht schön für mich war und ich daran auch ehrlich gesagt ganz schön zu knabbern hatte.
Bi wird nun ja aber auch immer älter und beginnt langsam zu begreifen, was da so um sie herum inszeniert wird und wer`s gut mit ihr meint und wer nicht.

Hân als dicker, rosa Weihnachtsmann (Dez.08)
Tùng und ich hüten uns zumindest, es ihrer Mutter gleich zu tun, da die einzige, die am Ende dabei die Leidtragende, die Kleine selbst ist.

Diese Studioaufnahme stammt glaube ich aus dem Sommer 09
Aber ich möchte da jetzt nicht weiter ins Detail gehen, da ich mit diesem Eintrag nicht ihre leibliche Mutter madig machen möchte, sondern eigentlich darüber schreiben wollte, wie es ist bzw war, mit einem Schlag Mutter geworden zu sein.

Bi mit ihrem heissgeliebten "chu Teo" meinem Bruder im April 09
Seltsamerweise habe ich nämlich nicht gleich von Beginn an realisiert, dass ich nicht nur Frau sondern zudem auch Ersatzmama werden würde.
Vielleicht weil Tùng sich zu der Zeit selbst nicht als Vater präsentiert hatte.
Es wirkte auf mich eher so, als wäre das Tùngs kleine Schwester.

Hân`s 8.Geburtstag in der Schule
Was das anbelangt muss ich zugeben, dass ich ein klein wenig stolz auf mich bin, dass ich das inzwischen ändern konnte und meinen Mann dazu gebracht habe, sich heute auch in die Rolle des Vaters eingefügt zu haben und darin sogar auch noch sehr gut ist.

Das kleine Klammeräffchen auf Cat Ba im April 10
So haben wir Bi bis heute gemeinsam das Schwimmen gelernt, machen regelmässig mit ihr Ausflüge in den Kinder-Vergnügunspark, holen sie täglich von der Schule ab und machen Schularbeiten mit ihr, kommen zu ihren Aufführungen, baden-, duschen- und kämmen sie, bringen sie zum Arzt wenn es ihr schlecht geht, haben ihr das Fahrradfahren und Rollschuhlaufen beigebracht (ihre neueste Leidenschaft ist übrigens ein Skateboard, auf dem ich auch bereits meine ersten wackelig-, verstaubten Fahrkenntnisse aufgefrischt habe, um ihr zu zeigen, wie das geht und was es für Tricks gibt), mache ihr die Haare, due Nägel und sie für ihre Auftritte zurecht, tröste sie und muntere sie auf, wenn sie mal traurig ist oder Angst hat vor Prüfungen und versuche ihr Antworten auf die Geheimnisse des Lebens zu geben.
Eben all die Dinge, die man als Eltern einer 10-jährigen Tochter für gewöhnlich so tut.

und im April `10 mit ihrer ebenso geliebten "Omman", meiner Mama
Und wie bei anderen, normalen Eltern auch, werde ich nun so nach und nach mit den Früchten dieser Investition an Liebe, Aufmerksamkeit und Zuneigung belohnt.
Zum Beispiel, wenn mir mal wieder etwas neues auffällt, dass sie sich von mir abgekuckt hat.
Die Art und Weise zu reden, bestimmte Charakterzüge, Überzeugungen und Meinungen, die von mir übernommen wurden oder wenn sie will das ich ihr so einen Zopf mache, wie ich ihn habe.  Sehr glücklich


Langsam wird ein Grössenunterschied deutlich (Tet im Feb.2010)
Wir sind langsam zu einer richtig schönen Familie zusammengewachsen, die so schnell nichts mehr aus dem Gleichgewicht bringt.
Wenn ich damals -als es die Schwierigkeiten zwischen uns gab- das Gefühl hatte, sie würde zwischen uns stehen, ist es derweil eher so,  dass sie die Verbindung zwischen uns ist und uns zusammenhält.
Sie ist kein Fluss zwischen den Ufern mehr sondern die Brücke.

Ende 2010
Wir haben wahnsinnig viel Spass mit ihr.
Oben im Kinderzimmer liegen 3 riesige Super-soccer-Wasserkanonen bereit und ein Karton voll mit Keramikfiguren wartet neben den Wasserfarben darauf, von uns dreien bemalt zu werden und das einzige Problem, dass ich noch mit ihr habe ist: das sie mir zwischenzeitlich viel zu schnell gross wird und ich manchmal wünschte, ich könnte die Zeit nochmal zurückdrehen bis zu dem Punkt, wo sie noch so winzig war, damit ich alles von vorn herein viel besser machen kann und ihr auch in den Zeiten, in denen wir wegen der vielen äusseren Einflüsse nicht so gut miteinander klargekommen sind viel, viel mehr Verständnis und Nachsicht entgegenbringen bringen könnte.

Weihnachten 2010. Bald wächst sie uns über den Kopf.. :)
Aber alles in allem ist es bislang gar nicht so schlecht gelaufen.
Die unzähligen Tage der ersten Monate die ich in brütender Hitze mit ihr draussen gespielt und getobt habe, bis Tùng spät Nachmittags aus der Arbeit kam und mich erlöste, das offene Ohr und die offenen Arme die ich immer (auch in den schlechten Tagen) für sie bereit hielt, die etlichen Stunden Zweisamkeit, die ich meiner jungen Liebe und Ehe geklaut habe, um sie statt dessen Tùngs Tochter zu widmen..all das hat sich gelohnt und heute lebe ich in dem Traum von Tung, Bi und mir als glückliche, kleine, vertraute Familie, den ich hatte als ich das erste Mal in Tungs Haus geschlafen habe.
(Könnt ihr übrigens auch im aktuellen Teil von "Meine Geschichte" nachlesen).

Die aktuellste Aufnahme die ich gerade von Han hier habe stammt von vor rund einem halben Jahr. Man achte auf den wahnsinns Unterschied zum ersten Bild. Meine "Kleine" ist eigentl.schon gar keine "kleine" mehr :(
Haha, und da ruft sie auch schon nach mir: "Mami, Mami oi! De con bao.."
(Mami, Mami, ich möchte dir etwas erzählen..)
Sicher will sie mir wieder ein neues Spiel zeigen, bei dem wir gegeneinander antreten können.  Cool
Zumindest im Spiel kämpfen wir nach wie vor nämlich liebend gern gegeneinander.  Sehr böse

Wenn alle klappt, wird Hân übrigens mit uns das erste Mal für ein paar Wochen nach Deutschland fliegen, damit sie endlich auch mal ihren Opa (der wohl niemals fliegen wird) und ihren anderen Onkel kennenlernen kann. Ich hoffe soooo sehr das es klappt weil ich weiss wie sehr sie es sich wünscht und wir versprechen es ihr schon so lange.
Drückt uns also bitte die Daumen  Smilie

KEO