Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..

Dienstag, 3. Januar 2012

(KEO) - Anh Tùngs glorreicher Einfall

Nachdem der kleine, proppere Wuchtwelpe, der Nachbarn meiner Schwiegermutter, nun schon seit geraumer Zeit, in seinem winzigen -etwas besseren Vogelkäfig- und zudem bei eiseskälte,
Tag und Nacht draussen vor der Haustüre lag, war dann vor rund einer Woche, anh Tùngs grosses Tierherz entflammt - genauer gesagt, es stand lichterloh in Flammen!

So ereilte mich also vor einigen Tagen, völlig unerwartet ein Anruf meines wundervollen Göttergatten, der den Wunsch äusserte, das verdreckte und verwahrloste Köterchen zu uns zu nehmen.

Sofort wurden bei mir "böse Erinnerungen", an die Zeit von vor 2 Jahren wach, als wir -"nur zum kucken" (wie Tùng mir versichert hatte!)-  aufgebrochen waren, um uns zum Spass ein paar Hunde, eben lediglich anzusehen.

Wirklich haben, wollte ich damals ausdrücklich keinen!
ICH wollte an diesem Tag wirklich einfach nur "schaun"! TÙNG hatte anderes vor ..
Und deswegen sind wir seit jenem Tag, um ein junges Chihuahua-Männchen (den wir aufgrund seines süssen "Gorillaganges", hinterher liebevoll King Kông getauft haben) reicher.

Mein hübscher, kleiner Mann

Rein theoretisch gesehen, ist King Kông Tùngs Hund.
Praktisch dann: MEINER!

Füttern, waschen, pflegen, erziehen, beschäftigen, Krallen stutzen, Augen wischen, Gassi gehen, Tierarzt aufsuchen: Alles meins!

Ob es stürmt, regnet, oder schneit (könnte ja noch kommen), ich müde, faul oder beschäftigt bin - của em cả=alles meins!

Dinge, wie "Gassi" gehen oder das Tier irgendwie anderweitig beschäftigen, empfindet Tùng -durch recht unterschiedliche Ansichten in der Haltung und Pflege von Haustieren-, als bodenlos überzogenes verhätscheln und dadurch widerum, als mein komplettes Privatvergnügen.

Der vietnamesischen Auffassung zufolge, ist es gänzlich ausreichend, einem Vierbeiner zu zeigen, wo im Hause er sein Geschäft zu verrichten hat und danach, kann man ihnen getrost auch ein Leben lang,  jegliches Sonnen- oder Tageslicht vorenthalten.
Selbst im "Impfpass" unseres Chihuahuas steht der Hinweis geschrieben, dass es sogar besser ist, dass eigene Hündchen sicher in unseren Vier-Wänden zu verwahren, sprich gar nicht erst nach draussen kommen zu lassen, um somit Krankheiten wie Tollwut und Infektionen vorzuschützen.

Bubu liebt seinen Papa heiss und innig

Bei so dermaßen unterschiedlichen Standpunkten ist es vorprogrammiert gewesen, dass es zwischen Tùng und mir, öfters mal "knistern wird im Gebälk", wenn es um das Thema Hundeerziehung geht.
Dass es gewaltige Meinungsverschiedenheiten geben würde, war allerdings nur einer, einer ganzen Reihe von Gründen, die für mich gegen den Kauf, des besten Freundes des Menschen gesprochen hatten.
Ein weiterer, wäre zudem der gewesen, weswegen ich bis dato auch noch keine Kinder wollte:
Der Verlust meiner Freiheit, meiner Unabhängigkeit und meiner Spontanität und allen weiteren Dingen, die eben nun mal hinzukommen, wenn man sich dazu entschliesst, künftig "zu dritt" zu leben. :)
Man kann anschliessend nicht mehr wie gewohnt so "mir nichts, dir nichts" in den Urlaub fahren, zum Feiern gehen oder einfach ausschlafen bis in die Puppen..
Man muss Verantwortung übernehmen -und das 24 Stunden täglich, 7 Tage die Woche.
Ein Alptraum! :)

Selbst meinen heissgeliebten King Kông, den ich jetzt natürlich um nichts auf der Welt mehr hergeben würde, wollte ich aus mehr als guten Anlass, demnach schon nicht!
Ganz zu schweigen dann, von einem verdreckten, psychisch bereits angeknacksten und mit Sicherheit schwer erziehbaren, fetten, kleinen Welpen aus der Nachbarschaft, mit dem ich so gesehen nichts zu schaffen habe.

Als Tùng also nun am Telefon, die glorreiche Idee äusserte, er wolle genau diesen Hund haben, sind bei mir sämtliche Alarmglocken angegangen.

Der kleine, dicke Wuschel "Misa"

Ich wusste doch genau, Tùng wird diese Tier in der felsenfesten Überzeugung anschleppen, er könne ihm innerhalb von 5 Minuten beibringen, artig und wie wir seine Toilette, ausschliesslich "auf der Toilette" zu verrichten und ansosnten...., ..-könne man ihn sich selbst überlassen und alle würden glücklich und zufrieden...

Die bittere Realität sähe aber selbstverständlich ganz anderst aus!
Tùng würde ihn in dieser zwar auch erstmal anschleppen, der nicht stubenreine Scheisser, der Zeit seines Lebens, ohne jeglichen Zuspruch in seinem kleinen Gitterkäfig verbracht hatte, würde danach aber -anderst als in Tungs Vorstellung- umgehend damit beginnen, alles vollzuscheissen-
und zu pissen und Tùng hätte binnen Stunden die Schnauze gestrichen voll und würde ihn schleunigst wieder loswerden wollen.

King Kong mit seiner Freundin, dem "Erdferkel"

Es kam sogar noch viel schlimmer, aber ich will hier nichts vorweg nehmen.
Tùngs Telefonat mit mir, an diesem verhängnisvollen Abend, verlief in etwa so:

-"Em, der kleine liegt wieder draussen. Ich habe "soundso" gesagt, er soll uns den Hund geben, damit wir uns um ihn kümmern. Ich bring ihn jetzt mit, ja?!"
-"Thoi anh! Das letzte Mal, als du dir einen Hund eingebildet hast, ist es an mir hängen geblieben. Ich will mich nicht um noch einen Hund kümmern müssen!"
-"Nee, das brauchst du doch nicht. Ich kümmer mich um den."
-"Haha, ja du kümmerst dich um den. Anh, der ist nicht stubenrein. Der wird hier alles vollscheissen und pissen und ich habe keine Lust, das wegzuputzen."
-"Das musst du nicht wegputzen. Ich zeige dem, dass er auf die Toilette geht wenn er muss."
-"Anh, das wird nicht so funktionieren, wie du dir das vorstellst. Du kannst dem nicht in 10 Minuten beibringen, wo der hinmachen muss. Überleg mal, wie lange ich damals bei King Kông gebraucht habe, bis ich ihn stubenrein hatte. Wenn er nicht macht, wie du dir das vorstellst und ständig ins Haus scheisst und pisst und du sollst das wegmachen, dann hast du innerhalb von ner halben Stunde die Schnauze voll."
-"Du musst dich um nichts kümmern! Ich mache das!" (Schon mal gehört?!)
-"Anh bitte, komm erstmal nach Hause und lass uns drüber reden. Wir haben auch noch King Kông und die beiden kennen sich. King Kông mag den nicht. Der ist eifersüchtig auf ihn. Er hat ihn schon ein paar Mal heftig gebissen! Ausserdem sind das zwei Männchen anh. Die fangen dann an überall hinzumarkieren! Das ist nicht wie mit dem Erdferkel (Tùngs Chihuahua-Freundin, die ca 2 Monate zum "decken" bei uns war).
Das sind zwei Männer. Die verstehen sich nicht. Das funktioniert nicht anh!"
-"Uh, ich kann ihn gleich mitnehmen. Ich komme jetzt mit ihm Heim ja?!"
-"Schatz bitte, lass uns erst nochmal in Ruhe drüber reden! Ich erkläre dir das später in Ordnung. Dann kannst du ihn immernoch holen, wenn du willst, aber komm bitte erstmal nach Hause und lass es uns bereden."
-"Uh, ja ok."

2 Minuten später war Tùng Zuhause. Das kleine Mistvieh auch.

Ich habe vorhin ja bereits verraten, dass die Geschichte im Anschluss natürlich wie von mir vorherbestimmt verlaufen ist und zusätzlich eine ganze Ecke schlimmer, als ich mir jemals hätte ausmalen können!


Mein gelibetes "Bubu Baby"

Bereits nach wenigen Minuten, war das erste Häufchen gesetzt und kurz darauf, tobte das kleine Scheisserchen dann auch schon mit einem Plastikball durch seine erste Pisspfütze, woraufhin sich alles schön im Haus verteilte.
Nach dem dritten oder vierten "Anh Tùng ơi, komm putzen, er hat schon wieder wo hingemacht!!", begann mein lieber, lieber Mann bereits zu meckern und zu schimpfen und in der folgenden Nacht, hat das Köterchen  als Zusatznervenbelastung für Tùng, noch all unsere Schuhe, Schlappen und Stilettos zerlegt.
Kein einziges Paar ist heil geblieben! Auch die brandneuen Tretterchen, meines Göttergatten nicht, die er erst am Tag zuvor gekauft hatte.
"Schaaaatz! Komm wischen!". "Schaaaatz, ich glaube DEIN Hund hat hunger!". "Schaaaatz, er hat schon wieder was kaputt gemacht!". "Schaaatz, wann duscht du ihn endlich, der kratzt sich wie wild!".
Man konnte zusehen, wie die Miene meines Mannes sich verfinsterte und die Stimmung auf "Anti-Haustier" umschwang.

"Schatten", ist Bubu allerdings meiner.. :)

Die nächsten 2 Tage über, versank unsere Bude in Fekalien, Wasserschüsseln und Futternäpfe wurden umgekippt und durch die Gegend geschleudert, alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde in seine Einzelteile zerlegt, King Kông lies sich 48 Stunden lang nurnoch auf meiner Schulter fortbewegen, denn -am Boden abgesetzt- brachen sofort wilde Kämpfe aus, der kleine kratzte sich wie wild, was zur Folge hatte, dass auch unserer damit anfing sich überall zu kratzen und ich deswegen hinterher sämtliche Decken, Hundebettchen und Hölen, Klamotten, Handtücher, Kissen und alle Bezüge waschen musste!
Die Wuchtbrumme biss permanent in Hände, Füsse oder Beine und zum krönenden Abschluss des Ganzen, dann ein Ei mitten auf unserem Bett, was letztendlich selbst für Tùng endlich zu viel des "Guten" war und woraufhin er umgehend damit begann, Freunde, Verwandte, Arbeitskollegen und Bekannte aus seinem Telefonbuch, rauf und runter anzurufen um zu fragen, wer einen jungen Hund geschenkt haben möchte. ;)

Gegen Abend des dritten Tages, hatte der Spuk dann ein Ende.
Eine der Angestellten aus Tùngs Büro, erklärte sich bereit den 5-6 Monate alten Welpen bei sich aufzunehmen.

"Beeil dich, und komm' schnell!" waren Tùngs letzte Worte, in Sachen "Misa", was der Name der kleinen Bratwurst war.

Obwohl bereits knapp eine Woche vergangen ist, konnte ich noch immer nicht jede der "Spuren", von Tùngs letzten "glorreichen Einfall" beseitig.
Bleibt zu hoffen, dass der Gute so bald nun nicht mehr auf eine neue, klasse Idee kommt...!
(Die wie immer, ich am Ende ausbaden muss..)

Wer übrigens wissen möchte, wie es "Misa" inzwischen ergangen ist, dem sei gesagt, dass auch die Arbeitskollegin nach nur einem halben Tag "genug" von ihm hatte und er am Ende, jetzt bei ihren Eltern auf dem Lande angekommen ist, wo er wenigstens nicht mehr vor sich hinvegitieren muss, sondern einen grossen Garten hat, in dem er sich nach herzenslust austoben kann..